Dienstag, 8. Oktober 2013

Verheldet. Zu HELDEN und Thuns Kritik an der Kritik

In ANSICHTSSACHE haben wir versucht, für das deutsche Fernsehen und seine Produktionen ein bisschen eine Lanze zu brechen. Und dann kommt ein Regisseur wie Hansjörg Thun und macht - gem. DWDL - einem das wirklich nicht einfach.

Klar, Thun hat Regie geführt für den fast schon etwas im Feuilleton zu lustvoll zusammengedroschenen HELDEN - WENN DEIN LAND DICH BRAUCHT, der auf RTL letzte Woche lief. Einem Film, der aus unserem Raster eigentlich herausfällt, weil es sich um ein Werk der "Privaten" (hier: RTL) handelt - und die können ja gerne ohne ihren Gebühren- (oder wie das jetzt heißt) Gelder machen was sie nur wollen. Freilich: fröhlich auf die Fernsehkritik schimpfen und auf der anderen Seite nur ein mediokres Zuschauerergbnis einfahren, das passt nicht zusammen. Vor allem vertieft es jene Gräben, die immer noch und immer mehr zugeschaufelt gehören.

8 Mio. Euro habe das prominent, aber nur bedingt hochwertig besetzte Endzeit-Spektakel gekostet. Viel Geld, vielleicht auch allzu viel Geld, um (nur) dem Filmemacher und anderen Beteiligten Spaß bei der Produktion zu machen.

Fernsehen ist oder kann in Deutschland besser (sein) als es oftmals wahrgenommen wird, und es tut auch für das Kino und dessen Qualität ein Menge (derweil das "reine" Kino auch ganz von allein kontraproduktiven Mumpitz hinbekommt, trotz oder gerade wegen seiner angelegentlichen (Über-)Ambitionen).

Wenn aber ein Fernsehregisseur schlechtes Kino fürs Fernsehen macht und dann auch noch stolz darauf ist, dass er leider - unterfinanziert und -produziert (für die Dimenion seiner avisierten Trashigkeit - die beispielsweise bei solchen Projekten wie PACIFIC RIM von Guillermo del Toro wiederum zu sich selbst findet und finden kann) - einen Windbeutel abliefert, dann liegt etwas im Argen. Sei es auf Senderseite, sei es im öffentlich zur Schau gestellten Selbstverständnis von "Spielleitern", die sich zur - berechtigten - Selbstverteidigung auf eine rutschige Argumentationsbahn begeben.

Zur Erinnerung: ein durchschnittlich budgetierter TV-Film kostet hierzulande zwischen 1 und 2 Mio. Euro (ganz grob und eher am unteren Ende dieses Spektrums angesiedelt). Auch Kinofilme sind, so es sich nicht um europäische Koproduktionen mit Eventcharakter handelt, deutlich günstiger. Und weniger unverfroren schlecht. Sogar bei unserem gern - und hier noch gerner herangezogenen - "Til Bill" Schw.

Aber: RTLs HELDEN ist eben (leider) kein SHARKNADO. Weder in der Konzeption, noch künstlerischen oder kultigen Konsequenz, noch hinsichtlich des - wie auch immer gearteten - Vermarktungs- und Verkaufspotentials. SHARKNADO ist bestechendes Müll-TV, das gar ins Kino kam. Der umgekehrte Weg für HELDEN ist nicht in Sicht, gottseidank wie leider - auch und gerade weil: Dazu ist der Film als Projekt viel zu zu gewollt. Eine nicht untypisch deustche Krankheit, übrigens.

Wichtiger aber noch ist, zumindest hier (weshalb es HELDEN in diesem Land nicht braucht) und abgesehen vom bemühten Abklatschcharakter: Popcorn gehört ins Kino. Auf der TV-Couch gibt es Kartoffelchips.


zyw

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen