Dienstag, 18. November 2014

Die lange Genre-Nacht bei FILMZ 2014


Am Donnerstag, dem 27.11.2014 findet im Mainzer „Capitol“ ab 20.00 Uhr eine „Horror“-Nacht bei FILMZ – Festival des deutschen Kinos in Mainz mit zwei Lang- und zwei Kurzspielfilmen (in zwei separaten Veranstaltungen) statt.


20.00 Uhr: DER SAMURAI (D 2014) von Till Kleinert:
Synapsensprengender Irrsinn“ (Oliver Kaever auf ZEIT ONLINE): Irgendwo im ostdeutschen Nirgendwo: Ein Wolf streift durch die Wälder – aber Dorfpolizist Jakob (Michel Dierks) hat andere Sorgen: Nicht nur, dass es sich nicht so recht bei den Kerlen im Ort durchsetzen kann, nun wird er auch noch als Postbote missbraucht. Ein längliches Packet liefert er ab – und findet als „Empfänger“ nicht nur ein leerstehendes, heruntergekommenes Haus, sondern darin auch einen merkwürdigen, verführerisch-irren Mann (Pit Bukowski) im Brautkleid. Der nimmt die Postsendung gerne in Empfang: ein Katana-Schwert, mit dem „der Samurai“ nun auf einen blutigen Streifzug durch die Gemeinde geht.

Uraufgeführt in der Reihe „Perspektive Deutsches Kino“ der diesjährigen Berlinale bietet DER SAMURAI einen (alb-) träumerischen Trip, der sich bis hinein in einen „halluzinogenen Veitstanz“ (Kaever) steigert, zugleich aber auch das hiesige Genre ganz spezifisch bereichert:    

Die Provinz, eine Frau allein im Auto, die Biker-Gang. Gerade das Mischen von Stanzen macht ja den Genrefilm aus. Aber wie Kleinert sie in Der Samurai in eine ganz spezifische Lebenswirklichkeit einbettet und verfremdet, das ist unerhört und macht seinen Film so aufregend. Er orientiert sich eben nicht an internationalen Produktionen, sondern findet seinen  eigenen Ton. Wer möchte, kann immerhin – sicher nicht stilistisch, aber doch thematisch – eine entfernte Verwandtschaft mit dem deutschen Expressionismus entdecken.“ (Kaever)

Offizielle Filmhomepage: www.samurai-film.de   


Als Vorfilm zu sehen ist der weniger blutig, aber auf ähnlich vergnüglich-verstörende, bizarr-psychologische FRÖSCHLI (D 2013, 15 Min.) von Marie Habermann, in dem ein Handwerker und Fetischist ein grünen Socke ein merkwürdiges Eigenleben verleiht (oder umgekehrt).

Filmwebsite: www.fröschlifilm.de


22.30 Uhr: BLUTGLETSCHER (A 2013) von Marvin Kren:
„Am Berg hört dich niemand schreien“: Auf einer Klimaforschungsstation in den Alpen geraten die Forscher ins Staunen als aus dem nahen schmelzenden Gletscher rote Flüssigkeit austritt. Das Gletscherblut hat ungeahnte genetische Auswirkungen auf die örtliche Tierwelt. Es bleibt am bärbeißigen Techniker Janek, die Station gegen diverse Mutanten zu verteidigen, während sich aus dem Tal eine Ministerin mit ihrem Trupp sich für einen Pressetermin zu ihnen aufmacht – dabei auch Janeks Ex-Freundin, die ihm einst das Herz brach.

Nach dem Zombie-Kammerspiel-Hit RAMMBOCK (zu sehen auf dem FILMZ 2010) präsentiert der horror- und thriller-bewährte, vielfach prämierte Regisseur Marvin Kren mit BLUTGLETSCHER nicht nur eine stimmungsvolle Hommage an Creature-Klassiker wie John Carpenters DAS DING AUS EINER ANDEREN WELT: Nein, BLUTGLETSCHER, hierzulande verliehen durch Drop-Out Cinema, ist stimmiger No-Bullshit-Nervenkitzel mit wohldosierter trockener Ironie, viel Atmosphäre, eindrucksvollem Cast (Österreichischer Filmpreis für Gerhard Liebmann), aber auch ganz eigenem österreichischen Flair. Ein Glücksfall und Hoffnungsträger nicht nur fürs deutschsprachige Genre-Kino.

Website zum Film: www.blutgletscher.at
Unsere ANSICHTSSACHE-Kritik HIER.

Als Vorfilm dazu gibt es HAUT (D 2014, 14 Min.) von Christian Zipfel. Weniger blutrünstig als delikat schauerlich und bestechend schön in der wohltemperierten Inszenierung des Abgründigen, Verstörenden – in diesem Sinne auch: des Körperlichen –, handelt der Film von einer obsessiven Chirurgin in einem Krankenhaus mit einem ganz eigenen Faible für Titelgebendes.

(zyw)

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