Am Donnerstag, dem 27.11.2014 findet im Mainzer „Capitol“ ab 20.00
Uhr eine „Horror“-Nacht bei FILMZ – Festival des deutschen Kinos in Mainz mit
zwei Lang- und zwei Kurzspielfilmen (in zwei separaten Veranstaltungen) statt.
20.00 Uhr: DER
SAMURAI (D 2014) von Till Kleinert:
„Synapsensprengender
Irrsinn“ (Oliver Kaever auf ZEIT ONLINE): Irgendwo im ostdeutschen
Nirgendwo: Ein Wolf streift durch die Wälder – aber Dorfpolizist Jakob (Michel
Dierks) hat andere Sorgen: Nicht nur, dass es sich nicht so recht bei den
Kerlen im Ort durchsetzen kann, nun wird er auch noch als Postbote missbraucht.
Ein längliches Packet liefert er ab – und findet als „Empfänger“ nicht nur ein
leerstehendes, heruntergekommenes Haus, sondern darin auch einen merkwürdigen,
verführerisch-irren Mann (Pit Bukowski) im Brautkleid. Der nimmt die
Postsendung gerne in Empfang: ein Katana-Schwert, mit dem „der Samurai“ nun auf
einen blutigen Streifzug durch die Gemeinde geht.
Uraufgeführt in der Reihe „Perspektive Deutsches Kino“ der
diesjährigen Berlinale bietet DER SAMURAI einen (alb-) träumerischen Trip, der
sich bis hinein in einen „halluzinogenen
Veitstanz“ (Kaever) steigert, zugleich aber auch das hiesige Genre ganz
spezifisch bereichert:
„Die Provinz, eine
Frau allein im Auto, die Biker-Gang. Gerade das Mischen von Stanzen macht ja
den Genrefilm aus. Aber wie Kleinert sie in Der Samurai in eine ganz spezifische Lebenswirklichkeit einbettet und verfremdet,
das ist unerhört und macht seinen Film so aufregend. Er orientiert sich eben
nicht an internationalen Produktionen, sondern findet seinen eigenen Ton. Wer möchte, kann immerhin –
sicher nicht stilistisch, aber doch thematisch – eine entfernte Verwandtschaft
mit dem deutschen Expressionismus entdecken.“ (Kaever)
Als Vorfilm zu sehen ist der weniger blutig, aber auf
ähnlich vergnüglich-verstörende, bizarr-psychologische FRÖSCHLI (D 2013, 15 Min.) von Marie
Habermann, in dem ein Handwerker und Fetischist ein grünen Socke ein
merkwürdiges Eigenleben verleiht (oder umgekehrt).
„Am Berg hört dich niemand schreien“: Auf einer
Klimaforschungsstation in den Alpen geraten die Forscher ins Staunen als aus
dem nahen schmelzenden Gletscher rote Flüssigkeit austritt. Das Gletscherblut
hat ungeahnte genetische Auswirkungen auf die örtliche Tierwelt. Es bleibt am
bärbeißigen Techniker Janek, die Station gegen diverse Mutanten zu verteidigen,
während sich aus dem Tal eine Ministerin mit ihrem Trupp sich für einen
Pressetermin zu ihnen aufmacht – dabei auch Janeks Ex-Freundin, die ihm einst das
Herz brach.
Nach dem Zombie-Kammerspiel-Hit RAMMBOCK (zu sehen auf dem
FILMZ 2010) präsentiert der horror- und thriller-bewährte, vielfach prämierte
Regisseur Marvin Kren mit BLUTGLETSCHER nicht nur eine stimmungsvolle Hommage
an Creature-Klassiker wie John Carpenters DAS DING AUS EINER ANDEREN WELT:
Nein, BLUTGLETSCHER, hierzulande verliehen durch Drop-Out Cinema, ist stimmiger
No-Bullshit-Nervenkitzel mit wohldosierter trockener Ironie, viel Atmosphäre,
eindrucksvollem Cast (Österreichischer Filmpreis für Gerhard Liebmann), aber
auch ganz eigenem österreichischen Flair. Ein Glücksfall und Hoffnungsträger
nicht nur fürs deutschsprachige Genre-Kino.
Website zum Film: www.blutgletscher.at
Als Vorfilm dazu gibt es HAUT (D 2014, 14 Min.) von Christian
Zipfel. Weniger blutrünstig als delikat schauerlich und bestechend schön in
der wohltemperierten Inszenierung des Abgründigen, Verstörenden – in diesem
Sinne auch: des Körperlichen –, handelt der Film von einer obsessiven Chirurgin
in einem Krankenhaus mit einem ganz eigenen Faible für Titelgebendes.
(zyw)
(zyw)
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