Dienstag, 12. März 2013

SZ: Prominente zum öffentlich-rechtlichen Fernsehen

Vierzehn Thesen präsentierte die Süddeutsche Zeitung in ihrer Online-Ausgabe mit Blick auf das neue Gebührensystem des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Entsprechend viele Prominente kommen zu Wort, äußern freilich weniger Thesen als dass sie Meinungen kundtun, Forderung stellen - und hier und da den Finger in die Wunde legen.

Oliver Kalkhofe stellt erwartbar rabiat die Systemfrage und ist dabei leider so originell, gewitzt und auf den Punkt wie auch sonst als TV-Komiker und -"Satiriker".

Zum Glück kommen aber auch ein paar besonnenere und sinnige Leute zu Wort (darunter auch der eine oder andere Akademiker). Dieter Ulmen fordert: "Macht die Nischen radikaler" - gute Idee!

Verwunderlich: "Radikalität: Fernsehen muss neue Formen probieren, neue Erzähltechniken, Fernsehen muss sich Härte, Verletzung, Verstörung erlauben dürfen." Mahnt teamWorx-Chef Nico Hofmann.

Klug Schauspieler Matthias Brandt, der die Quotenfixierung kritisiert. Ansonsten Forderungen für sich selbst oder zumindest das eigene Metier:

Mutigere Serien! -  Adam Price, Autor der dänischen Erfolgsserie "Borgen".

Ferres & Co nehmen uns die Luft!: "Es ist schade, dass Ferres & Co das Programm dominieren. Es ist schade, dass Filme vermeintlich nur funktionieren, wenn die immer gleichen Berühmten dabei sind. Das nimmt den No-Names die Chance, bekannt zu werden." So die 22-jährige Schauspielerin Nina Brandt. Richtig: Nina wer?

Schön dann aber zum Abschluss Drehbuch- und Krimiroman-Autor Friedrich Ani, der gar bekennt, ihm sei der Auftrag von ARD und ZDF wurscht. "Ich sehe keinen Schrott, ich weiß nämlich, wie die Fernbedienung funktioniert."

Und möge die SZ bitte verzeihen, dass wir Ani hier etwas länger zitieren:

"Ja, ja, diese Karnevalssendungen - grausam. Ja, ja, diese affigen Shows - mediales Mobbing. Ja, ja, auch mir als Drehbuchautor wurden schon Geschichten gekillt, die mir am Herzen lagen. Auch ich nahm schon an Drehbuchbesprechung genannten Lebenszeitverkürzungstreffen teil, in denen mich nur meine christliche Nächstenliebe vor fürchterlichen Racheakten schützte.

Und?

Das einzige, was mich wirklich nervt, ist nicht das Gesamtprogramm, es ist der Irrsinn innerhalb einzelner Genres: untertänige, meinungslose, selbstgefällige Sportreporter; Film- und Serienfiguren mit der Tiefe eines Bierdeckels; gesprächslose Talkshows. Und dass plötzlich die Nazis in deutschen TV-Produktionen alle irgendwie Widerstandskämpfer sind."

Amen!


(zyw)

Forderungen an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk - Mutiger, schärfer, radikaler!
Süddeutsche.de, 23. Februar 2013


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