Donnerstag, 7. Februar 2013

"In Sachen jener bekannten Sonntagabend-Krimireihe der ARD ..."

Kein Freund von Shitstorms und ähnlicher öffentlicher Erregung sind wir hier, aber ein kollektiver Empörungsschrei wäre in diesem Falle angebracht: Wie die ZEIT berichtet, wurde der Berliner Bertz + Fischer Verlag abgemahnt, weil er sich erdreistete, zwei Bücher zu veröffentlichen, die sich mit der Krimi-Dauerreihe TATORT der ARD befasst. Der Name der seit 1970 laufenden Serie wird entsprechend im Reihentitel genannt: "Ermittlungen in Sachen TATORT" - was die ARD auf den Plan gerufen hat, welche dem Verlag drohte. Unterlassung, Schadensersatz.

Die Zeit schreibt bzw. zitiert:

"Der Fernsehanstalt zufolge ist der Reihentitel nicht notwendig, um den Inhalt der Bücher zu beschreiben, 'vielmehr wird hierdurch eine besondere Aufmerksamkeit für die beworbene Buchreihe durch die Verwendung des bekannten Titels 'tatort' hervorgerufen.'"

Ob es damit zusammenhängt, dass die beiden bislang erschienenen Bände sich auch kritisch mit dem TATORT befassen?

Jedenfalls ist es eine Schande und ein Armutszeugnis für einen öffentlich-rechtlichen (!) Sendergemeinschaft, hier auf den Markenschutz zu pochen. Natürlich soll nicht jeder mit dem TATORT als Titel werben oder irreführend Schindluder treiben. Wenn es sich allerdings um eine Auseinandersetzung mit der Reihe selbst handelt, eine, die vielleicht gar wissenschaftlich zu nennen wäre, sieht die Sache schon ganz anders aus. Und insbesondere ist das Vorgehen der ARD eine Frechheit, als die ARD und die darin versammelten Sender gerne (und ja auch mit Recht) den Sonntagabend-Krimi-Dauerbrenner als ein bundesdeutsches Kulturgut und eine fernsehgeschichtliche Institution darstellen. Ein bestimmter, hier definitiv nicht verlassener Spielraum in Sachen kritischer Begegnung und Austausch muss da eingeräumt werden - Titelschutz hin oder her. Denn wenn es um den TATORT geht, soll man es auch draufschreiben dürfen.

Im Zweifelsfall sollte hier ein Gericht Klarheit schaffen.

Also, liebe ARD: Machen Sie sich bitte nicht selber zum Deppen - und auch nicht zum Arsch.

zyw

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