Donnerstag, 7. Februar 2013

Storch-Ergänzung zum Interview

Im gerade eben frisch aus der Druckerei gekommenen feinen dicken Reader, Ihr wisst schon - darin jedenfalls gibt Wenzel Storch ein Interview, in dem er sich über den deutschen Film und über sein Werk auslässt. Zitiert Herbert Achternbuschs Rede an die deutschen Filmbrüder; lässt an Kai von Kotze kein gutes Haar; bejubelt Michael Leckebusch und Zbyněk Brynych; beschreibt sein eigenes Filmschaffen und schildert den Plan für einen irren Kafka-Film.

Zitate aus dem Interview:

Wenzel Storch, bunt und in Farbe
"Wenn deutsche Filme im Fernsehen kommen, schalte ich reflexartig um. Damit kann man mich jagen. Ich kuck mir halt lieber was mit John Wayne, Doris Day oder Louis de Funès an. Aber halt! Das stimmt nicht ganz: "Grimms Märchen von lüsternen Pärchen" zum Beispiel, oder "Polizeirevier Davidswache". Oder Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer – die Augsburger Puppenkiste. Oder Tratsch im Treppenhaus – vom Ohnsorg-Theater. Oder Wolfgang Menges Alfred-Tetzlaff-Serie, wer immer da der Regisseur war. Also wenn ich’s recht bedenke, es gibt eine Menge deutscher Filme, die mir gut gefallen. Nur sind das in der Regel keine Autorenfilme."

Und weiter:
"Es gibt aber zwei Epochen, die ich fast noch weniger mag als die jetzige. Einmal die unter Goebbels, die allerdings auch herrliche psychotische Kracher wie Hitlerjunge Quex oder den unsterblichen Münchhausen hervorgebracht hat, und zum andern die bleierne Zeit des Neuen Deutschen Films."

Und immer noch weiter:

"Aber, ich geb’s zu, manchmal kucke ich mir gern an, was meine Kollegen so machen, schon allein, um mich auf dem Laufenden zu halten ... Ein Freund von mir hat ein kleines Privatkino, da veranstalten wir mitunter – in großen Abständen, damit man sich zwischendurch wieder erholen kann – deutsche Abende. Da schauen wir uns dann die großen Historienschinken an,
an denen das deutsche Kino so reich ist: Bruno Ganz mit Hut und Chaplin-Bart als Adolf Hitler. Oder
Moritz Bleibtreu als Joseph Goebbels. Oder, noch so ein deutscher Held, als Andreas Baader. Oder wir machen uns einen schönen Abend mit Matthias Schweighöfer, der in seinem Leben ja auch schon alles war: Rainer Langhans und Friedrich Schiller, Manfred von Richthofen und Marcel Reich-Ranicki, und neuerdings ja auch Regisseur. Demnächst treffen wir uns übrigens zum großen Jutta-Speidel- Abend. Und dann folgt die lange Thekla-Carola-Wied-Nacht."

Und gestern schickte er per E-Mail einen Nachtrag, der das Interview ein wenig aktualisiert:

"Hätten wir das Emailgespräch jetzt geführt, wäre es streckenweise vielleicht etwas anders ausgefallen - ich guck mich grad quer durch die Filmgeschichte - im Schnitt schaff ich so etwa einen Film pro Tag -, die hiesige Unibibliothek ist in der Beziehung halbwegs gut sortiert ... Jetzt lern ich das ganze Zeug endlich mal kennen (Renoir, Ophüls, Powell etc.), von dem ich vorher immer nur gehört oder gelesen hatte. Dass es mal soweit kommt, hätt ich mir vor 'nem Jahr auch nicht träumen lassen."

Frisch auf dem Buchmarkt erschienen und von uns empfohlen sind zwei neue Bücher von Wenzel Storch: "Arno & Alice. Ein Bilderbuch für kleine und große Arno-Schmidt-Fans" und "Das ist die Liebe der Prälaten".

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen